Chronik

Chronik der FFW Gunzendorf von 1879-1986

 

Ende des Jahres 1879 wurde von dem damaligen Mühlenbesitzer Pankraz Rauh(untere Mühle, Hausnr. 48) und dem Schuhmachermeister Peter Kalb(Gunzendorf Hausnr. 54) die Initiative ergriffen, eine freiwillige Feuerwehr in Gunzendorf zu gründen. Spontan erklärten sich 49 Männer bereit, diese auf sie zukommende Aufgabe zu übernehmen.
In der Gemeindesitzung vom 16. März 1880 haben Bürgermeister Josef Gebhart mit den Gemeinderäten Martin Rauh, Franz Förtsch, Georg Hübschmann und Josef Sauer die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr beschlossen. Als Termin zu Feuerwehrgründung wurde der 24. März 1881 festgesetzt.

 

Gleichzeitig sprachen sie sich für die Anschaffung einer Löschmaschine aus. Zu diesem Zweck wurde eine Delegation nach Schammelsdorf beordert, da von dem dortigen Feuerlöschgerät in dieser Gegend viel erzählt wurde. Im Falle eines Gutbefindens sollte ein solches Gerät angeschafft werden.
Da die Delegation von der Leistung des Geräts überwältigt war, wurde gleich nach dem Vertreterbesuch von Jauck der Kauf getätigt. Diese neue Löschmaschine mit dem Preis von 1040 Mark wurde von der Fa. F.A. Jauck auf Leipzig geliefert. Am 29. Januar 1881 wurde sie am Bahnhof in Hirschaid abgeholt und provisorisch in der Scheune des Müllers Pankraz Rauh (untere Mühle) eingestellt.
Spontan wurde vom Gemeinderat die 1. Probe auf dem 3.Februar festgelegt. Am 5.Mai 1881 wurde der damalige Bürgermeister Josef Gebhart nach der Gründung zu 1. Vorstand gewählt. Zum 1. Kommandanten wurde Franz Rauh(Nr. 48) gewählt, zum 2. Kommandanten Peter Kalb (Nr. 54).
Im Juni 1881 beschloß der Gemeinderat, daß die Gemeinde zu Kauf von Feuerwehrmützen nichts zahlen kann, da die Gemeindekasse vollständig erschöpft sei. Ebenfalls solle die Löschmaschine weiterhin in der Scheune von Pankraz Rauh bleiben und nur mit einem Leinentuch abgedeckt werden.

 

Die Uniformierung bestand aus dunkelbraunen, baumwollenen Dienströcken, 2 Lederhelmen und 34 Dienstmützen. Die erste Ausrüstung der einzelnen Abteilungen:
Steiger: Mütze, Gurt, Hupe, Beil
Spritzen- und Ordnungsmänner: Mütze
Kommandant und Adjutant: Helm, sonst Mütze und Gurt
Die Steiger waren an den roten, die Spritzenmänner an den blauen und die Ordnungsmänner an den gelben Armbinden zu erkennen.
Nach §23 der damaligen Feuerwehrordnung haben die Steiger Schlauchführerdienst und Aufstellung der Leitern zu besorgen, die Einlegung gefahrdrohender Gebäudeteile vorzunehmen, Rettung von Personen und Sachen aus solchen Lagen zu betätigen, zu welchen die Ordnungsmänner nicht gelangen können. Die Spritzenmänner haben die Löschmaschinen zu bedienen, die Schläuche anzuschrauben und zu den Leitern zu legen, für Wasserbeschaffung zu sorgen und als Druckmannschaft Dienste zu leisten. Die Ordnungsmänner haben das Ausräumen solcher Lokale, die ohne Steigerrequisiten und ohne besondere Gefahr zugänglich sind, zu besorgen. Hauptsächlich obliegt ihnen die Bewachung der geretteten Sachen, die Absperrung des Übung- und Brandplatzes und im Brandort.

 

Bei den einzelnen Abteilungen ist folgendes (§24) zu beachten:

  1. Der Abteilung der Steiger sind jüngere und gewandte Leute, besonders Kaminfeger, Maurer, Zimmerleute, Dachdecker und dergl. Zuzuteilen, welche dem im §23 bezeichneten Dienst gewachsen sind.

  2. Der Abteilung der Spritzenmänner sind kräftige Leute zuzuweisen.

  3. Der Abteilung der Ordnungsmänner sind vorzugsweise ältere Pflichtige einzureihen, welche in den beiden anderen Abteilungen nicht mehr verwendbar sind. Laut Feuerwehrordnung haben die Steiger in dem Jahr mindestens 4mal, die Spritzenmänner mindestens 2mal, die Ordnungsmänner 1mal eine nicht unter 1 ½ Stunden andauernde Übung vorzunehmen. Fehlende können zu Nachübungen gezogen werden. Mehr als die doppelte Anzahl dieser Übungen kann nicht verlangt werden.

 

Gleich im Jahr der Anschaffung (1881) der neuen Druck- und Saugpumpe wurde diese im Sommer im Ernstfall erprobt. Im Anwesen König (Nr.24) brach ein Feuer aus. Trotz scharfen Ostwindes konnte ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Anwesen verhindert werden. 1887 wurde zum 1. Vorstand Franz Rauh, zum 1. Kommandanten Peter Kalb und zum 2. Kommandanten Martin Neumann gewählt. Am 17. August 1889 teilte Bürgermeister Gebhart dem königlichen Bezirksamt Bamberg I mit, daß seit dem Umzug von Feuerwehrhauptmann nach Nürnberg sämtliche Abzüge der Statuten der Freiwilligen Feuerwehr vermißt worden sind und bis jetzt nicht aufgefunden wurden.

 

Am 18. Januar 1890 berichtet der Bürgermeister, daß sämtliche nach dem §3 der Feuerlöschordnung feuerwehrpflichtigen Personen der Gemeinde der Freiwilligen Feuerwehr angehören.
Neben einem lokalen Einsatz konnten die Feuerwehrleute in den Jahren 1895 und 1896 in Buttenheim, in Drosendorf (17 Gebäude brannten nieder) und Weigelshofen (Feuerbrunst durch Blitzschlag) ihre Wehrtüchtigkeit unter Beweis stellen.
Bei den Wahlen 1896 gingen Fritz Hübschmann als 1. Vorstand und 1. Kommandant, und Peter Büttel als 2. Kommandant hervor.
1919 wurde Fritz Hübschmann zum 1. Vorstand, Josef Först zum 1. Kommandanten und Pankraz Gebhardt zum 2. Kommandanten gewählt.
Nach dem Ausscheiden von Josef Först rückte Pankraz Gebhardt zum 1. Kommandanten auf.
1930 kam es beim Kreisfeuerwehrtag in Buttenheim zu einem schweren Unglück. Die Gunzendorfer Feuerwehr wurde zum Einsatz auf die Brücke über den Deichselbach im Anwesen Herrmann (Karmann Autowerkstatt) beordert. Beim Ankuppeln der Saugrohre brach die Brücke zusammen. Der Einsatz der Gunzendorfer Feuerwehr wurde abgebrochen.
Bei dem Feuerwehrfest 1931 erhielt für 40jährige aktive Dienstzeit in der Feuerwehr Andreas Bayer, Peter Schick, Fritz Hübschmann, Simon Kaiser, Johann König und Josef Simmerlein Auszeichnungen. Für 25Jährige aktive Dienstzeit wurde Johann Förtsch, Johann Fleischmann, Georg Gebhardt(59), Fritz Nagengast (18), Johann Rauh (45), Johann Ochs (22), Johann Gebhart und Andreas Gunzelmann (58 ½) geehrt.

Auch 1936 blieb weiterhin Fritz Hübschmann 1. Vorstand. Zum 1. Kommandanten wurde Pankraz Gebhardt, zum 2. Kommandanten Georg Simmerlein gewählt.

Durch die Kriegsereignisse von 1939 bis 1945 war auch die freiwillige Feuerwehr in Mitleidenschaft gezogen. Während dieser Zeit wurde der Feuerschutz weitgehend von Frauen getragen. Es kostete große Mühe, diese wieder in Schwung zu bringen. Gleich nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurden 1948 Hans Gebhardt zum 1. Vorstand und 1. Kommandanten , Karl Kramer zum 2. Kommandanten gewählt. Unter deren Führung wurde die Feuerwehr neu formiert und eine vortreffliche Feuerwehrgruppe aufgebaut. Im Jahre 1958 stellte Hans Gebhardt seinen Posten als 1. Kommandanten zur Verfügung. Karl Kramer rückte somit nach.

Im Jahr 1946 wurde die 1. Kraftspritze angeschafft, die bei folgenden Feuersbrünsten eingesetzt wurde: Scheune Fleischmann (Untere Mühle), Scheune Simon Kaiser, Meusel Dreuschendorf, Brauhaus Kraus Stackendorf und Anwesen Georg Fleischmann (Gastwirtschaft „Alte Mühle“). In diesem letzten Einsatz am 27.12.1962 war sei bei 20°C Kälte ununterbrochen fast 5 Stunden im Einsatz. Bei einer Überprüfung der Spritze in der Feuerwehrwerkstätte der Stadt Bamberg wurde festgestellt, daß sich eine nochmalige Überholung nicht lohnt. So wurde am 26.2.63 eine neue Spritze TS 8 mit Wagen zum Preis von 4800 DM von der Fa. Ludwig aus Bayreuth gekauft.
Am 8. Februar 1963 wurden auf Anordnung des Landratsamtes alle männlichen Einwohner im Alter von 18 bis 60 Jahren zu einer Versammlung in die Gastwirtschaft Sauer geladen. Um der Feuerwehr als Verein eine legale Grundlage zu geben , wurde ein Feuerwehrverein gegründet. In der Versammlung erklärten alle 34 der Anwesenden Männer sich bereit, freiwillig in der Feuerwehr Dienst zu tun.
Bei der Versammlung wurden gewählt:

1.Vorstand: Hans Hübschmann (Bürgermeister)

1. Kommandant: Karl Kramer

2. Kommandant: Baptist Dorrmann
Kassenführer: Otto Först (Gemeindekassier)
Kassenprüfer: Baptist Kraus
Weitere Vorstandsmitglieder: Baptist Werthmann, Sebastian Rauh.
Gleichzeitig wurde erstmals der Antrag an den Gemeinderat gestellt, eine Feuerschutzabgabe für Nichtfeuerwehrmänner einzuführen.

Da 1966 Karl Kramer zurücktrat, wurde Baptist Dorrmann zum 1. Kommandanten gewählt, Karl Kramer erhielt den Posten als 2. Kommandant. Weitere Veränderungen in der Vorstandschaft gab es nicht.
1970 gingen aus der Wahl Josef Bayer als 1. Vorstand und 1. Kommandant, Karl Kramer als 2. Kommandant hervor. Während der Amtszeit des Kommandanten Josef Bayer wurde das neue Feuerwehrhaus am Bach errichtet. Zu diesem Zwecke wurde das alte Gemeinschaftsgefrierhaus als Feuerwehrhaus umgebaut. Als weiteres wurde durch den Kommandanten Bayer die Feuerwehr mit neuen Feuerlöschgeräten ausgestattet. In dieser Zeit konnte eine Löschgruppe das erste Feuerwehrabzeichen ablegen.
Nach mehreren Versammlungen konnte am 8. August 1981 Georg Brand zum 1. Kommandanten gewählt werden. Gleichzeitig übernahm er die Aufgaben des 1. Vorstandes.
2. Kommandant: Karl Kramer
Schriftführer: Johannes Dorsch
Kassier: Alfred Gebhardt
Gerätewart: Michael Dittrich

Die vielen Brandeinsätze der letzten Jahre (Scheune Kaiser, Wohnhaus Fritz Kraus/Stackendorf, Behr Dreuschendorf, Scheune Anton Först, Scheune Büttner, Tanzsaal Sauer, Stallungen Anton Barb/Stackendorf und vor allem das Großfeuer 1980 in Stackendorf) riefen den neuen Kommandanten in die Pflicht, viele Bürger, insbesondere die Jugend, für den Feuerwehrdienst zu motivieren. In der Aufgabe der Feuerwehr sah er neben der Bereitstellung für den Feuerschutz auch die Pflege des Gemeinschaftssinnes.

So wurde am 9.5.1982 das 1. Floriansfest gefeiert.
Seit seiner Amtsübernahme gab es bereits folgende Einsätze:
Scheune Reinhold Kraus/ Frankendorf
Reparaturwerkstatt Andreas Sauer
Scheune Richard Büttner
Schuppen Aussiedlerhof Johann Modschiedler/ Buttenheim
Gerätehalle und Vorratslager Aussiedlerhof Leßner/ Buttenheim

Während der Amtszeit des neuen Kommandanten Brand wurde die Ausbildung, insbesondere die der Jugend, weiter verstärkt. Es wurden praktische Übungen, sowie monatlich ein theoretischer Unterrichtsabend eingeführt. 1983 konnten sodann zwei weitere Gruppen das Leistungsabzeichen in Bronze ablegen. Durch Kolonenführer K.H. Eichhorn und Kolonenarzt Dr. Werner Raps des Roten Kreuzes wurde ein 16-stündiger Erste-Hilfe-Kurs durchgeführt, wozu sich 40 Frauen und Männer einfanden. Im Jahr 1984 wurde vom Bundesverband für Selbstschutz ein Selbstschutzlehrgang abgehalten. Im Herbst 1984 fand in Gunzendorf erstmalig eine Maschinistenausbildung in Form eines Pilotprojektes statt.

Als weiteres wurden jährlich in der Feuerschutzwoche gemeinsam mit den Ortsfeuerwehren des Deichselbachtales Übungen durchgeführt. Zu erwähnen sind 1982 die Großübung auf dem Senftenberg und 1985 eine Übung im Ortskern von Gunzendorf, nämlich beim Tanzsaal der Brauerei Sauer.
Am 3.5.1984 wurde bei einer Versammlung in der Gaststätte Fleischmann einstimmig beschlossen, daß sich die FFW Gunzendorf um den 2. Kreisfeuerwehrtag 1986 bewirbt.
So kann die FFW Gunzendorf mit Stolz das 100jährige Gründungsfest begehen, das zugleich ein Tag des Dankens der gesamten Bevölkerung Gunzendorfs für die Männer ist, die das große Opfer auf sich nehmen, durch freiwilligen Dienst Tag und Nacht bereit zu sein, den Nächsten in der Not zu helfen.

 

Erstellt von Lorenz Kalb, 1986

Fortsetzung folgt....

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